Bier ist eines der ältesten und vielfältigsten Getränke der Welt, und seine Vielfalt spiegelt sich in den unzähligen Biersorten wider. Eine grundlegende Unterscheidung in der Braukunst liegt zwischen obergärigen und untergärigen Bieren. Während obergärige Biere, wie Ale und Weizenbier, bei höheren Temperaturen mit Hefen vergoren werden, die an der Oberfläche arbeiten, entstehen untergärige Biere, wie Lager und Pils, bei niedrigeren Temperaturen, wobei die Hefe am Boden arbeitet. Diese unterschiedlichen Gärmethoden führen zu charakteristischen Geschmacksprofilen, die jedem Bierliebhaber eine breite Palette an Aromen und Stilen bieten.
Im Folgenden stellen wir euch die wichtigsten ober- und untergärigen Biersorten vor. Zudem klären wir euch noch über weitere Kategorien auf, die ihr vielleicht schon öfter in Verbindung mit Bieren gehört oder gelesen habt.
Obergärige Biere
Ale
Als Ale wird ein obergäriges Bier aus Gerstenmalz bezeichnet, welches in seinem Ursprung ohne Hopfen hergestellt wurde. Es kommt aus dem englischsprachigen Raum, vor allem aus Großbritannien und Irland. Im Laufe der Jahre wurde jedoch auch bei dem Ale Hopfen im Brauprozess verwendet. Das Ale ist eigentlich keine eigene Biersorte, sondern steht synonym für obergärigen Biere. Beispiele für bekannte Ale-Stile sind das Pale Ale oder Indian Pale Ale.
Altbier
Altbier oder auch kurz Alt, wie es im Sprachgebrauch üblicherweise genannt wird, ist eine obergärige Biersorte. Das dunkle Bier ist besonders in Düsseldorf, jedoch auch am Niederrhein und Teilen Westfalens, sehr beliebt. Nicht umsonst besingen Die Toten Hosen die längste Theke der Welt in Ihrem Altbierlied, womit die Düsseldorfer Altstadt rund um die Bolkerstraße gemeint ist.
Neben der Verwendung von Gestenmalz, wird bei diesem Bier auch ein dunkles Röstmalz eingesetzt, woraus sich die dunkelbraune Farbe des Bieres ergibt. Ein Alt hat einen Alkoholgehalt von durchschnittlich etwa 4,8% vol.
Deutschlandweit die wohl bekannteste Brauerei von Altbier ist die Diebels Brauerei, die Ihren Sitz in Issum am unteren Niederrhein hat. Aber gerade in Düsseldorf sind viele kleinere Hausbrauereien, wie z.B. die von Füchschen oder Schumacher, vorhanden, die sich größter Beliebtheit erfreuen.
Blonde Ale
Blonde Ales sind Biere, die der Sorte der Pale Ales zugeordnet werden. Es handelt sich um obergärige Biere, die durch ihre fassblonde Farbe überzeugen und einen sehr intensiven Geschmack aufweisen. Ursprünglich stammt es aus den USA. Die Brauart ist zu vergleichen mit jener klassischer Pale Ales sowie dem deutschen Kölsch.
Die dominante Hopfensorte ist “Williamette”. Maßgeblich für den Geschmack eines Blonde Ales ist weniger der Alkoholgehalt, als vielmehr das Hopfenaroma. Durch einen gewissen Malzgehalt erhalten Blonde Ales darüber hinaus eine gewisse Süße. Gleichzeitig sorgt der Gärungsprozess dafür, dass das leicht fruchtig-frische Geschmacksnoten festzustellen sind.
Kölsch
Kölsch ist eine hell-klare, obergärige Biersorte, die, wie der Name bereits vermuten lässt, in Köln und Umland äußert beliebt ist. Der Begriff Kölsch ist geschützt und wird durch die Kölsch-Konvention geregelt. Nach dieser Konvention muss ein Kölsch u.a. blankfiltriert sein und in Köln hergestellt werden, um diesen Namen tragen zu dürfen.
Ist ein Bier nach der kölschen Brauart gebraut, aber eben nicht filtriert, muss es entsprechend bezeichnet werden. Wird Kölsch außerhalb Kölns hergestellt, erhält es ebenso einen anderen Namen, wie z.B. das Bönsch aus Bonn oder Mölmsch aus Mülheim a. d. Ruhr.
Aufgrund der EU-weiten Einstufung als geschützte-regionale Spezialität, geht innerhalb der EU eine damit verbundene Herkunfts- und Herstellungsgarantie des Kölsch einher. Auch das Kölsch hat einen durchschnittlichen Alkoholgehalt von etwa 4,8% vol.
Die bekanntesten Kölsch-Brauereien sind Reissdorf, Gaffel und Früh.
Stout
Das Stout Porter ist ein obergäriges Bier, welches durch seine schwarze Farbe und eine feste Schaumkrone charakterisiert wird. Das Stout stammt ursprünglich aus England erlange jedoch in der Form des irischen Dry Stout weltweite Bekanntheit. Der Alkoholgehalt bei einem Stout beträgt zwischen 4% und 6% vol. Es ist nicht vergleichbar mit einem deutschen Schwarzbier.
Das bekannte Stout ist das der Guiness Brauerei aus Dublin/Irland.
Weizenbier
Weizenbier, Weizen oder Weißbier ist ein Bier, welches in Süddeutschland sehr beliebt ist. Es handelt sich um ein obergäriges Bier, welches mit einem hohen Anteil an Weizenmalz hergestellt wird. Eine bekannte Variante des Weizenbieres ist das Berliner Weißbier oder auch kurz Berliner Weiße genannt. Dabei handelt es sich um ein Weißbier, welches aufgrund der Herkunftsbezeichnung aus Berliner Brauereien stammen muss.
Je nach Art des verwendeten Malzes und des Filtrierungsgrads sind Weizenbiere von sehr hell und kristallklar, über goldgelb und trüb bis hin zu dunkelbrauner Farbgebung möglich. Der Hopfenanteil ist im Weizenbier zumeist geringer und führt daher auch zu einem weniger bitteren bis leicht fruchtigen Geschmack.
Die bekanntesten Weißbierbrauereien in Deutschland sind u.a. Erdinger und Paulaner.
Untergärige Biere
Bock- /Starkbier
Bockbier bzw. Starkbier ist streng genommen keine eigene Biersorte. Sie zeichnen sich insbesondere durch einen hohen Gehalt an Stammwürze im Bier aus. Ein Bockbier muss mindestens einen Stammwürzegehalt von 16% haben, ein Doppelbock sogar einen Gehalt von mind. 18%. Bockbier kann sowohl unter- als auch obergärig sein, obwohl der überwiegende Teil eher untergärig ist. Allerdings gibt es auch obergärige Varianten, wie z.B. den Weizenbock oder auch Maibock. Ebenso gibt es Bockbiere in heller als auch dunkler Farbgebung.
Aufgrund des höheren Stammwürzegehalts liegt auch der Alkoholgehalt eines Bock- bzw. Starkbieres über dem Wert eines Vollbieres. Im Schnitt liegt dieser bei etwa 6% vol. bzw. bei einem Doppelbock etwa bei 7% vol. Alkohol.
Einer der bekanntesten und vor allem die erste Brauerei von Bockbier ist das Einbecker Brauhaus aus Einbeck im Süden von Niedersachsen.
Exportbier
Exportbier, meist einfach nur kurz als Export bezeichnet, ist ein untergäriges Bier. Wie der Name vermuten lässt, sollte das Export überwiegend exportiert werden. Daher wurde das Bier stärker gebraut, um die Haltbarkeit zu gewährleisten. Es besitzt einen leicht höheren Alkoholgehalt, als andere untergärige Biere. Dieser liegt etwas über 5% vol. Alkohol. Das Export ist aufgrund der stärkeren Brauweise auch etwas kräftiger im Geschmack. Mit der immer größer werdenden Verbreitung des Pils hat das Export mittlerweile keine besonders große Bedeutung mehr.
Das wohl bekannteste Exportbier ist das Dortmunder-Export, welches noch bis heute auf dem Markt vertreten ist.
Helles
Das Helle ist ist ein untergäriges Lagerbier, welches einen relativ ausgeglichenen Hopfen- und Malzanteil hat und zumeist filtriert wird. Es wird auch als untergäriger Gegenspieler des Kölsch angesehen, denn farblich ist es ebenso hellgelb und klar. Insbesondere in Bayern ist Helles besonders beliebt. In der Regel ist der Geschmack aufgrund der ausgeglichenen Malz- und Hopfenverteilung relativ mild und je nach verwendeten Rohstoffen leicht fruchtig süß. Der Alkoholgehalt schwankt, liegt aber im Durchschnitt zwischen 4,5% – 5,5% vol. Ein bekannter Vertreter ist unter anderem das Augustiner Helles.
Lager
Das Lager ist eine der weltweit beliebtesten Biersorten. Der Name „Lager“ leitet sich vom deutschen Wort „lagern“ ab, da dieses Bier traditionell bei niedrigen Temperaturen über einen längeren Zeitraum gelagert wird. Diese Reifung bei kühlen Temperaturen sorgt für einen klaren, sauberen Geschmack und eine erfrischende, leichte Charakteristik. Es zeichnet sich durch seine milde Hopfenbittere und eine ausgewogene Malznote aus. Ähnlich wie beim Ale handelt es sich beim Lager auch um einen Sammelbegriff untergäriger Biere.
Märzenbier
Ein Märzenbier oder auch kurz Märzen ist ein untergäriges Bier, welches früher dazu bestimmt war, Bier auch über die Sommermonate anzubieten. Laut der bayrischen Brauordnung aus dem 16. Jahrhundert durfte früher nämlich Bier ausschließlich in der Zeit zwischen Ende September und Mitte April gebraut werden. Um danach nicht ohne Bier auskommen zu müssen, wurde im März ein stärkeres Bier hergestellt, welches mit einem höheren Stammwürze- und Alkoholgehalt aufwartet. Somit ist es für den süddeutschen Raum vergleichbar mit dem Export. Aufgrund der Lagerfähigkeit des Märzenbieres wurde dieses meist zuletzt verbraucht und wurde so auch oft noch zu den ersten Herbstfesten des Jahres getrunken, bevor das neue Bier gebraut wurde. Somit gilt das Märzenbier als Vorreiter für das Oktoberfestbier.
Pils
Das Pils oder auch Pilsener Bier ist wohl eines der beliebtesten Biere in Deutschland. Dabei stammt das Pils ursprünglich gar nicht aus Deutschland, sondern aus Tschechien, genauer, der Stadt Pilsen. Daher hat das Bier auch seinen Namen. Beim Pils handelt es sich um ein untergäriges Bier auf Basis eines Hellen Gerstenmalzes. Farblich ist es ein helles, goldgelbes Bier und besticht geschmacklich durch sein stärkeres Hopfenaroma. Dadurch schmeckt es etwas bitterer. Durchschnittlich hat ein Pils einen Alkoholgehalt von etwa 5% vol.
Die in Deutschland am meisten verkauften Pilsener stammen wohl aus den Häusern Bitburger, Krombacher, Anheuser-Busch (u.a. Becks) und Radeberger.
Schwarzbier
Ein Schwarzbier ist ein untergäriges Bier, welches durch besonders dunkles Malz seine sehr dunkle, meist schwarze Farbe erhält. Das Bier mit der speziellen Röstnote hat im Schnitt hat es einen Alkoholgehalt um die 4,9% vol. und stammt ursprünglich aus Brandenburg, Sachsen und Thüringen.
Die bekannteste Brauerei dieser Biere in Deutschland ist die Köstritzer Schwarzbierbrauerei aus Bad Köstritz bei Gera.
Zwickel- /Kellerbier
Das Zwickel- bzw. Kellerbier ist ein naturtrübes Bier, welches nicht filtriert wird. Zumeist ist diese Biersorte untergärig und wird direkt nach dem Nachgärungsprozess getrunken. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist das Zwickel sogar wertvoller als filtriertes Bier, da sich die natürlichen Schwebstoffe noch im Bier befinden, welche dieses Bier entsprechend gehaltvoller macht.
Weitere Biersorten bzw. Kategorien
Craft-Beer
Bei Craft-Beer handelt es sich in der Tat um ein “Trend-Bier”: Hintergrund ist der, dass Biere nicht durch große Konzerne und Ketten, sondern durch die eigentliche Brau-Handwerkskunst im kleinen Stil hergestellt werden. Auf diese Weise können die unterschiedlichsten Kreationen entwickelt, Hopfensorten kombiniert und Biere erschaffen werden.
Der Begriff des Craft-Beeres umfasst daher alle Biere, die auf kreative Weise, fernab des Reinheitsgebots von 1516 hergestellt wurden und neue Geschmacksmöglichkeiten offenbaren. Spezielle Brautechniken, zum Beispiel das Hopfenstopfen, werden angewendet, um immer neue Biergeschmäcker zu entwickeln.
Landbier
Der Name “Landbier” ist kein geschützter Begriff, den man nur unter bestimmten Bedingungen verwenden darf. Soll heißen: Ein Landbier kann grundsätzlich erst einmal vieles sein. Die Bezeichnung gilt aber oft als Indikator dafür, dass es sich hier um ein regionales Bier handelt, das häufig im kleinen und regionalen Umkreis gebraut und auch dort vertrieben wird. Der ökologische Faktor spielt während des Brauprozesses eine sehr große Rolle, da in den meisten Fällen Zutaten aus der Region verwendet werden. Ob Hopfen, Weizen oder Gerste: Die Bier-Zutaten stammen in der Regel aus der Umgebung. Oft sind Landbiere auch naturtrübe Biere, was bedeutet, dass auf eine Filtration des Bieres verzichtet wurde.
Rauchbier
Rauchbiere sind meist untergärige Biere, die durch ein spezielles Rauchmalz hergestellt werden. Während das Rauchbier heute eher eine Spezialität ist, waren früher dagegen tatsächlich viele Biere eigentlich Rauchbiere. Das lag daran, dass das Malz nicht immer ausreichend durch die Sonne getrocknet werden konnte und somit unterstützte man den Trocknungsprozess durch ein Holzfeuer.
In der heutigen Zeit, wo die meisten Brauereien auf rauchfreie Malze setzen, erfährt das Rauchbier jedoch wieder einen kleinen Aufschwung, da gerade im Bereich der populären Craft-Biere mit Rauchmalz experimentiert wird. Rauchbiere sind aufgrund des Raucharomas und der stärkeren Malznote sicherlich zunächst gewöhnungsbedürftig.
Das auch noch bis heute nach traditioneller Weise gebrauchte Rauchbier ist das Schlenkerla aus Bamberg.
Schankbier
Ein Schankbier lässt sich sehr einfach bestimmen: Biere, die einen Stammwürzegehalt zwischen 7 und 10,9 % aufweisen, werden in der Regel als Schankbiere bezeichnet. Grund ist die Besteuerung der Getränke.
Während in Deutschland die Grenze bereits ab einem Stammwürzegehalt von 7 % beginnt, bezeichnet die österreichische Regierung Biere erst dann als Schankbiere, wenn ihr Stammwürzegehalt zwischen 9 und 11 % liegt. Auf Basis dieser Kategorisierung ergibt sich die Steuer, die entrichtet werden muss – die sog. Biersteuer.