Antrunk und Abgang

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Bier vor schönem Hintergrund: Hier mit Ausblick auf den Raffelbergpark in Mülheim an der Ruhr.

Was ist der Antrunk? Was ist der Abgang? Die Erklärung

Antrunk und Abgang: Was bedeutet das? Wir möchten ein wenig Licht ins Dunkle bringen und erklären, was man gemeinhin unter den Begriffen „Antrunk“ und „Abgang“ versteht. Häufig werden diese Worte bei Bier- oder Weinverköstigungen verwendet. Doch wie genau bewertet man dies? Ihr möchtet also auch einmal als Bierkenner oder Weinkenner in Eurem Freundeskreis gelten und ein Bier passenden bewerten? Wir zeigen Euch auf dieser Seite, wie Ihr die Begriffe richtig einsetzt, was sie bedeuten und wie man ein Bier in allen „Geschmacksetappen“ möglichst richtig beschreibt. Wir sind gewiss keiner Biersommeliers, haben also keine dazu passende Ausbildung absolviert etc. All das Wissen, das wir Euch auf unseren Seiten bereitstellen, haben wir uns selbst angeeignet.

Die Bierbank – aufgenommen in Essen Kettwig.

Was sind Antrunk und Abgang bei einem Bier?

Welche Geschmacksnoten entfalten sich eher im Antrunk und welche eher im Abgang? Wo genau liegt der Unterschied zwischen den beiden Bewertungskriterien? Was ist der Abgang? Was ist der Antrunk? Hier möchten wir bei Euch gerne für Klarheit schaffen, da sich diese Begrifflichkeiten wie ein roter Faden durch diverse Bierproben ziehen und man eigentlich nie so genau weiß, an welcher Stelle man einen Geschmack als „Antrunk“ und einen Geschmack als „Abgang“ bezeichnen soll. Und wie bezeichnet man den Geschmack dazwischen? Mittelgeschmack? Mittelteil? Mitt-Trunk? Auf dieser Seite werdet Ihr fündig und wir vermuten, dass Ihr danach in jeder privaten Bierprobe punkten werdet: Ihr werdet nach unserem Beitrag ein Bier auf jeden Fall so einschätzen können, wie es (im Ansatz) auch jemand machen würde, der eine entsprechende Vorbildung bei Verköstigungen etc. besitzt. Natürlich nur im Ansatz. Seid gespannt!

Bierverkostung: die wesentlichen Bausteine

Im Wesentlichen wird bei einer Bierverkostung zwischen dem Antrunk, der Rezenz und dem Nachtrunk bzw. Abgang unterschieden.

Erweckt den Tiger in Dir – das Tiger-Bier mit schickem Design.

Trinktemperatur des Bieres

Grundsätzlich müsst Ihr immer bedenken, dass sich die Brauer auf dieser Welt bei der Bierherstellung schon etwas gedacht haben: Achtet also darauf, dass die empfohlene Trinktemperatur eingehalten wird. In der Regel sind das ca. 10-12 °C, bei vielen Bieren kann diese jedoch auch darunterliegen. Nur dann, wenn die auf der Flasche oder Dose angegebene Trinktemperatur auch eingehalten, damit sich die entsprechenden Geschmacksnoten bzw. Geschmacksaromen auch ausbreiten bzw. entfalten können.

Bier-Antrunk

Wir bewerten in unseren Verköstigungen immer zunächst die Farbe des Bieres, die Konsistenz und Haltbarkeit der Schaumkrone sowie die Trübung. Danach geht es zur Verkostung, die mit dem Antrunk beginnt: Der erste Schluck des Bieres wird als Antrunk bezeichnet und meint somit das aller erste Geschmackserlebnis, das man wahrnimmt, wenn man ein Bier probiert. Der erste, direkte Moment ist hier ausschlaggebend. Ob malzig, würzig, frisch, abgestanden, herb, bitter oder süffig: Die Geschmacksnoten können sich im Antrunk deutlich unterscheiden. „Antrunk“ meint deshalb kaum weniger als „den ersten Geschmackseindruck“. Die Geschmacksnoten können sich natürlich im weiteren Verlauf einer Bierprobe erheblich verändern.

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Herbstliche Eindrücke und leckeres Bier – was könnte schöner sein?

Kohlensäuregehalt: Rezenz

Ein wesentlicher Bestandteil einer jeden Bierprobe ist die Rezenz. Hiermit ist gemeint, wie stark bzw. deutlich die Kohlensäure prickelt. Wir bewerten in unseren Bierproben den Kohlensäuregehalt auf einer fünf-stufigen Skala, damit Ihr Euch einen Eindruck darüber verschaffen könnt, ob wir es mit einem eher kohlensäurehaltigen oder kohlensäurearmen Bier zutun haben. Die Rezenz hat zwar keinen direkten Einfluss auf den Biergeschmack, allerdings schon auf die Frische eines Bieres. Der CO2-Gehalt (Kohlensäure) ist ausschlaggebend. Unabhängig davon können aber auch Biere, die über wenig Rezenz verfügen, geschmacklich überzeugen und starke Aromen entfalten.

Abgang und Nachtrunk

Während der Antrunk den ersten Eindruck beschreibt, ist mit dem „Abgang“ der Moment gemeint, in dem das Bier die Kehle herunterläuft und genau jene Aromen zu bewerten sind, die sich nach dem Herunterschlucken des Bieres im Mund verbreiten. Es ist also der letzte Geschmackseindruck, der bei einer jeden Bierprobe bewertet werden sollte. Typisch für eine Vielzahl an Bieren ist der herbe Abgang, der auf die Verarbeitung des Hopfens zurückzuführen ist.

Im Gegensatz zu einer Weinprobe, sollte das Bier bei einer Bierprobe nicht weggeschüttet, sondern heruntergeschluckt werden. Nur auf diese Weise können sich die für den Abgang festzustellenden Aromen entfalten. Der Abgang lässt sich vereinfacht gesagt in die Kategorien „langsam“ und „schnell“ einteilen. Während milde und sanfte Biere einen eher schnellen Abgang bieten, können vollmundige und aromatische Biere deutlich länger „nachwirken“. Hierbei ist ebenfalls der Nachtrunk bzw. Nachgeschmack zu bewerten: Bleiben die Aromen noch sehr lange im Mund oder verflüchtigen sie sich bereits wieder nach kurzer Zeit?

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Ein feines Hop-Rider Session IPA – aufgenommen in Jávea/Xàbia, Spanien.

Unterschied zwischen Antrunk und Abgang

Der Unterschied zwischen Antrunk und Abgang besteht somit darin, das zum einen der erste Geschmackseindruck bewertet wird und zum anderen das Geschmackserlebnis nach dem Herunterschlucken. Sommelier-Wissen: Was bedeuten Mundgefühl? Das Mundgefühl ist dabei eine Beurteilung, die vollkommen subjektiv ausfallen kann. Dem einen sind volle Biere zu „schwer“, dem anderen sind leichte Biere zu „lasch“ – das Mundgefühl kann dabei ganz individuell ausfallen und sollte auch nicht maßgeblich für eine Bierverkostung sein. Konzentriert Euch daher Antrunk und Abgang bzw. Nachgeschmack und bewertet die Rezenz. Das Geschmackserlebnis zwischen Antrunk und Abgang sollte von Subjektivität geprägt sein und spiegelt in der Regel den eigenen, ganz persönlichen Biergeschmack wider.

Fazit

Ein Bier kann frisch im Antrunk sein, eine hohe Rezenz aufweisen und einen schnellen Abgang mit leicht bitter-herben Geschmacksnoten aufweisen. Dazwischen kann es entweder richtig gut – oder eben überhaupt nicht schmecken. Die Eckdaten sollten bei einer Bierbewertung immer mit einbezogen werden. Der persönliche Geschmack während der gesamten Probe stellt natürlich den Hauptanteil an der Gesamtnote einer jeden Bierbewertung dar.